Warst Du schon einmal ohne Stadtplan in einer fremden Stadt? Bist einfach die Straßen entlanggewandert, hast Dich treiben lassen, angehalten wo Du Lust hattest, hast einen Kaffee getrunken und bist dann wieder weiter gegangen…? Ganz ohne Ziel. Ohne Plan. Ist das nicht herrlich?
Meinem Freund und mir ging es so, als wir das erste Mal in New York waren. Wir haben damals beide noch studiert, hatten keine üppige Reisekasse und haben in einem Motel in New Jersey übernachtet. Von dort fuhr ein Shuttlebus nach Manhattan – immerhin. Wir also rein in diesen Bus, über eine Stunde durch Straßen und einen langen Tunnel geschaukelt und dann an einer Straßenecke zwischen Wolkenkratzern ausgestiegen. Vor lauter Aufregung hatten wir sowohl unseren Reiseführer als auch den Stadtplan im Zimmer vergessen. Smartphones mit Google Maps gab es damals noch nicht. Aber das war uns egal. Die Dämmerung war gerade angebrochen und um uns herum herrschte das hektische Gewusel, das für New York typisch ist. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns einfach treiben zu lassen… Mit dem Strom sind wir ein paar Blocks gelaufen und standen plötzlich in einem Meer bunter Lichte rund Reklamen – mitten auf dem Time Square. Es war magisch, völlig überwältigend, umwerfend. Wir hatten keinen Plan uns sind trotzdem genau da gelandet, wo wir hinwollten. Schicksal, Zufall? Egal. Es war unser erster Eindruck von New York und von diesem Tag an haben wir uns in die Stadt verliebt. Jedes Mal, wenn wir wiederkommen, führt unser erster Weg zum Times Square. Und jedes Mal sind wir begeistert wie am ersten Tag.
Ganz anders verlief ein New York Besuch fünf Jahre später, als wir mit ein paar Freunden in die Stadt gereist sind. Eine meiner Freundinnen ist immer auf alles extrem gut vorbereitet – und so auch diesmal. Sie wusste genau wo wir hingehen mussten, hatte Markierungen im Reiseführer und ihrem Stadtplan gemacht und jeden Tag bevor wir das Hotel verließen, zeigte sie uns, wo es hingehen würde. Für eine Gruppe von sechs Leuten war das genau richtig. Wir hatten einen Plan. Eine Struktur. Wir wussten, was uns erwartete und konnten uns schon vorher darauf freuen.
Merkt Ihr, worauf ich hinauswill?
Wenn wir über unser Thema reden, einen Vortrag oder eine Präsentation halten, dann kann es leicht passieren, dass wir uns treiben lassen. Weil wir selbst begeistert sind von dem, was wir zu berichten haben. Weil wir wissen, wo wir hinwollen und es uns egal ist, wenn wir dabei ein paar Umwege und Schleifen drehen. Unseren Zuhörern geht das aber meist nicht so. Sie sind nicht so tief in der Materie drin. Sie hören vielleicht zum ersten Mal davon oder haben nur eine vage Vorstellung von dem, was uns längst so vertraut ist. Sie brauchen einen Plan. Und wir als Redner müssen ihn vorlegen. Das funktioniert in drei einfachen Schritten:
- Sage Deinen Zuhörern, was Du vor hast, ihnen zu sagen.
- Erinnere sie immer wieder daran, was Du ihnen sagen willst.
- Fasse zusammen, was Du ihnen gesagt hast.
Wenn Du Dir diese simplen aber sehr wirkungsvollen Punkte (die übrigens bereits auf Aristoteles zurückzuführen sind) immer wieder vor Augen führst, wird Dein Publikum Dir gut folgen können und vor allem Spaß daran haben, Dir zuzuhören. Im Einzelnen bedeutet dies:
1. Sage Deinen Zuhörern, was Du vor hast, ihnen zu sagen.
Am Anfang Deiner Rede solltest Du den Stadtplan ausrollen und Deinem Publikum eine erste Orientierung geben, einen Überblick und Ausblick auf das, was sie erwartet. Das können Sätze sein wie: „Ich werde Ihnen heute die drei wichtigsten Trends des nächsten Jahres vorstellen“ oder „Ich erkläre Ihnen heute fünf wirkungsvolle Maßnahmen für besseren Schlaf“ oder „Lassen Sie uns gemeinsam die Bilanzen des letzten Quartals Monat für Monat durchgehen.“ Zum einen wissen Deine Zuhörer dann ziemlich genau, was sie erwartet und zum anderen hast Du Dir selbst schon eine Struktur vorgegeben (an die Du Dich natürlich auch halten solltest).
2. Erinnere sie immer wieder daran, was Du ihnen sagen willst.
Jedes Mal, wenn Du mit einem neuen Punkt (also einen der drei wichtigsten Trends, eine der fünf Maßnahmen für besseren Schlaf oder den nächsten Monat im Quartalsbericht) beginnst, solltest Du dies Deinen Zuhörern auch mitteilen. Es ist extrem irritierend, wenn ein Redner ankündigt, über zehn Punkte reden zu wollen, wir glauben, den ersten und zweiten verstanden zu haben und er plötzlich sagt: „Kommen wir nun zu Punkt fünf.“ Wo aber waren Punkt drei und vier? Hat er sie vergessen? Oder habe ich sie überhört? Das irritiert und verwirrt die Zuhörer und lässt sie gedanklich leicht aus dem Vortrag aussteigen.
3. Fasse zusammen, was Du ihnen gesagt hast.
Wenn sich Dein Vortrag dem Ende nähert, braucht es noch eines: Eine gute Zusammenfassung. Erwähne noch einmal die Hauptpunkte oder Argumente in einer Weise, die Deinem Publikum klar vor Augen führt, was Deine wichtigsten Messages waren. Stell Dir vor, ein Zuhörer wird gleich nach Verlassen des Raumes gefragt, worüber Du gesprochen hast. Welche Punkte sollte er Deiner Meinung nach unbedingt weitergeben? Oder stell Dir vor, jeder im Publikum hat eine Postkarte auf seinem Stuhl liegen und sollte die wichtigsten Inhalte Deiner Rede in Stichworten notieren – welche sollten das sein?
Diese Art der Zusammenfassung hilft übrigens nicht nur Deinem Publikum, sondern auch Deinem Ansehen. Denn wenn Deine Zuhörer das Gefühl haben, dass Du Ihnen klare Inhalte mitgegeben hast, wissen Sie zum einen, dass sie Ihre Zeit bei Dir sinnvoll verbracht haben und Sie behalten Dich (und das ist vielleicht das Wichtigste überhaupt) als kompetente Expertin in Erinnerung!