Redeangst: Lerne Dein Publikum zu lieben

Souverän und angstfrei vor ein Publikum treten, einen packenden Vortrag halten und die Zuhörer von dem, was man sagt, überzeugen. Wer möchte das nicht?

Auf einer Vortragsveranstaltung neulich abends stand ich mit einer fremden Frau zusammen. Sie fragte mich – wie das auf solchen Veranstaltungen eben so üblich ist – was ich beruflich mache. Ich erzählte ihr, dass ich Unternehmen in den Bereichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie und neue Arbeitswelten berate und dass ich durch die Beratung immer mehr Anfragen für Vorträge bekomme. Und, dass mir Vorträge mittlerweile am meisten Spaß machen.

Da schaute sie mich mit großen Augen an. „Wirklich? Ihnen machen Vorträge Spaß? Die meisten Leute fürchten doch nichts mehr, als vor anderen Menschen zu sprechen.“

Viele haben mehr Angst öffentlich zu reden als zu sterben

Damit hat sie allerdings Recht. Umfragen zufolge fürchten sich angeblich sogar mehr Menschen vor einem Vortrag als vor ihrem Tod! (Wobei ich die Fragestellung etwas zweifelhaft finde, denn es wurden Personen gefragt, ob sie bei einer Beerdigung lieber im Sarg liegen oder die Trauerrede halten wollen.) Obwohl ich diese Befürchtungen nicht teile, so habe ich doch großes Verständnis dafür. Denn der Gedanke, vor Publikum auf eine Bühne zu treten, verursacht bei vielen Menschen eine Gänsehaut.

Dabei kommen doch viele von uns immer mal wieder in die Situation, vor einer größeren Gruppe von Menschen reden zu müssen. Ganz egal, ob es sich dabei um einen Saal mit mehreren Hundert fremden Zuhörern handelt oder um 15 wichtige Personen aus dem eigenen Unternehmen – die meisten Menschen haben ein mulmiges Gefühl dabei, öffentlich vortragen zu müssen.

Und das, obwohl uns reden an sich eigentlich Spaß macht. Wenn wir beispielsweise an das letzte Telefonat mit der besten Freundin denken, an den netten Abend mit Bekannten beim Italiener oder an den Plausch mit den Kollegen in der Kaffeeküche, dann sind das alles ja keine schlimmen Erinnerungen, oder? Obwohl wir überall gesprochen haben. Informationen weitergegeben haben. Unsere Gesprächspartner vielleicht sogar zum Lachen gebracht oder von etwas überzeugt haben.

Ein Publikum sind auch Menschen

Nichts anderes tust Du, wenn Du vor einem Publikum stehst. Halt, denkst Du jetzt vielleicht. EINEN großen Unterschied gibt es aber doch: Im alltäglichen Gesprächsverlauf muss ich ja schließlich nie alleine reden, sondern bekomme Antworten oder mir werden Fragen gestellt. Das ist natürlich richtig.

Aber auch ein größeres Publikum ist ja keine Ansammlung von Schaufensterpuppen, sondern besteht aus Menschen, die Reaktionen zeigen und uns Feedback geben. Da kann es durchaus Spaß machen, Wissen und Inhalte zu vermitteln, Interesse zu wecken und Aha-Momente hervorzurufen. Wichtig ist, dass wir von Anfang an eine Verbindung zu unseren Zuhörern schaffen.

Schaffe eine Verbindung zu Deinen Zuhörern

Wenn ich an einen Veranstaltungsort komme und noch etwas unsicher bin, wenn ich nicht genau weiß, was mich erwartet, wenn ich von meiner Rede noch nicht 150% überzeugt bin – dann hilft mir immer eines: Eine Verbindung zu meinen Zuhörern herzustellen. Es ist nicht schwer, als Referent ein Gespräch anzufangen, denn fast immer wird man ja schon erwartet und freundlich begrüßt. Nutze diese Gelegenheit, mit Deinem Gastgeber oder Deinen Kollegen ins Gespräch zu kommen. Unterhalte Dich nett, gerne auch ein bisschen privat (wenn es die Situation zulässt). Wenn Du nervös bist, erzähle ruhig etwas ganz Banales, etwa dass die Ampel an der Hauptstraße vorne am Eck ausgefallen ist oder dass Dein Sohn heute früh partout nicht in den Kindergarten wollte. Sei einfach Mensch, kommuniziere, lache und versuche, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Die Person oder Personen, mit denen Du schon eine Verbindung hergestellt hast, werden Dir auch während des Vortrags Sympathie entgegenbringen. Du glaubst gar nicht, wie viel ein nettes Lächeln oder zustimmendes Nicken aus dem Publikum ausmachen kann.

2 thoughts on “Redeangst: Lerne Dein Publikum zu lieben”

    1. Liebe Katrin, damit bist Du nicht alleine. Freu mich, wenn Dir meine Tipps ein wenig weiterhelfen und beantworte auch gerne konkrete Fragen, wenn Du welche hast.

Kommentare sind geschlossen.